Bei einer Kanutour auf der Trave im Sommer 2012 sind zunächst meinem Sohn und dann auch mir zwei Vertiefungen, sog. Kolke, im Verlauf des Flusslaufs zwischen der Einmündung des Höftgrabens und den ehemaligen Fischteichen bei Klein Gladebrügge (Nähe Ohlenborger Redder) aufgefallen, die ich zunächst für Erdfälle gehalten hatte. Eine anschließende Untersuchung und darauf folgende Begehung mit Herrn Dr. Liebsch-Dörschner vom LLUR legen folgende Einordnungen nahe: x
Kolk am Prallhang
Bei der ersten 10m durchmessenden Vertiefung auf 2,5m, ca. 20m hinter der Einmündung Höftgraben handelt es sich wahrscheinlich um einen Kolk, der sich nach einer Rechtsbiegung des Flussverlaufs durch die Wirkung fluvatiler Erosion am über 3m steil aufragenden,
linksseitigen Prallhang herausgebildet hat. Vor und hinter dem Kolk hat die Trave eine Tiefe von etwa 1m. Eine genauere Betrachtung des Prallhanges lässt in Höhe der Wasserkante eine graue, ca.
10- 15cm starke Ton-Schluff-Lage (tu, kalkhaltig) erkennen, die offenbar punktuell in ca. 100m Entfernung auch im Bachbett des Höftgrabens aufgeschlossen ist. Diese findet man
linksseitig am Grund des Kolkes in Form von Bruchplatten neben verschieden großen Geröllen (von Grus bis zu Rundlingen u. Blöcken von etwa 40cm) wieder. Eine Quelle am Grund, wie bei dem nächsten
Kolk, konnte (vielleicht auch wegen der Gerölle) nicht gefunden werden. Interessant ist jedoch, dass sich dieser Kolk direkt über der präquartären Hauptstörung befindet, mit der äußeren Randlage
des Salzstocks korreliert (nach der Skizze von Teichmüller) und dass in 50m Entfernung rechtsseitig der Trave eine auf 20x50m ausgedehnte, sumpfige Quellkuppe zu finden ist. Ob eine Quelle
am Grund der Trave bei der Entwicklung dieses Kolk eine Rolle spielt, lässt sich eventuell durch eine erneute Inspektion herausfinden. Da aus dem Sediment quelledes Wasser dieses auflockert,
sollten am Grund liegende Gerölle dort langsam einsinken und irgendwann nicht mehr zu finden sein.
Video: `Kamerafahrt durch den Kolk`
( Wenn Video-Wiedergabe nicht funktioniert, bitte die Seite aktualisieren oder folgenden Link anklicken:
Quell-Kolk
Der zweite Kolk liegt in Fließrichtung 650m entfernt zum ersten, am Ende eines kleinen, linksseitig der Trave am Hang liegenden Waldstückes, in der Nähe zum Ohlenborger Redder /Klein Rönnau. Hier verbreitert sich die Trave von 9 auf 14m und vertieft sich von zuvor und dahinter ca. 1m auf ebenfalls 2,5m. Am linksseitigen Ufer befindet sich eine ausbissartige Abbruchkante. Hier steht eine etwa 1m starke Torfschicht an, deren Abbrüche in Form von etwa kopfgroßen und größeren Brocken z.T. am Grund zu finden sind. Des weiteren fällt in der Filmaufnahme am Grund ein annähernd ebener, weißlicher Bereich auf, der wahrscheinlich, ähnlich wie im Höftgraben, eine punktuell freigespülte Tonlage darstellt. Ein erster Hinweis auf den Quellbereich, der in der Aufnahme an der Rippelstruktur mit in etwa 10cm Abstand parallel verlaufenden, dunklen Linien in einer etwa 1m durchmessenden hellen Sandfläche zu erkennen ist, hat sich beim Ausmessen der Tiefe des Kolk mit einem 4m langen Messstab ergeben. Der Bereich mit der größten Tiefe von 2,5m hat in etwa 1/3 der Größe der an der Oberfläche sichtbaren Ausdehnung des Kolk und befindet sich dem linken Ufer näher als dem rechten. Dort fanden sich zwei kleine Stellen im Grund, die mit der Messstange mit nur sehr wenig Widerstand 60cm tief einstechbar waren. Einen, in Folge eruptiv sprudelnden, Einstichpunkt habe ich mit viel Geduld und Glück mit der Kamera wiedergefunden. Dieser Kolk und auch der davor liegende, kleine Quellsumpf korrelieren mit der Kontur der seismischen Hochlage (Skizze Teichmüller) und dem südöstlichen Rand der Hochlage des Salzstocks.
Video: `Nachweis einer Quelle in der Trave`
( Wenn Video-Wiedergabe nicht funktioniert, bitte die Seite aktualisieren oder folgenden Link anklicken:
YouTube )
rezente Entstehung
Nach der Erzählung eines langjährigen Anglers konnte die Trave in diesem Bereich 1998 noch komplett durchwatet werde. Beide Kolke
habe sich also erst in den 14 Jahren bis 2012 gebildet. Von dem kleinen Quellsumpf dazwischen, wusste ein Angestellter des dieses Flurstücks bewirtschaftenden Landwirtschaftbetriebes zu
berichten, dass dieser zwischen 2001 und 2012 entstanden ist. Das 60 auf 30m große Areal ist inzwischen nicht mehr begehbar.
(Man hat dieses Areal in 2013 durch Anlage von Entwässerungsgräben begonnen trocken zu legen)
Es gilt zu überprüfen, ob sich am nördlichen Ende des Top des Salzstocks, im Bereich Nähe `Tannenberg` u. `Krögsberger
Wiesen`, wo die Trave ebenfalls die Randlage sowohl kreuzt als auch auf einer Strecke von 360m tangiert, ähnliche Phänomene wie am Südrand der Hochlage herausgebildet haben. Vielleicht finden
sich dort Hinweise, ob die Entstehungen der Quellbereiche und der Kolke vielleicht mit der Randlage des Diapirs, der präquartären Hauptstörung oder dem Rand der seismischen Hochlage korrelieren.
(siehe auch Kampagne 5)
zur Karte im Overlay "Trave nördlich des Top"
"Lage der tektonischen Elemente im Salzstock Bad Segeberg"
Original-Titel:
"Die Tiefenlage der Quartärbasis auf dem Salzdom von Segeberg"
(Teichmüller 1946)
Beschriftungen:
Rand des Tops nach Drehwage und Bohrungen (2.gestrichelte Linie von außen)
Kontur einer seismischen Hochlage (äußere gestrichelte Linie)
Legende:
Die gelben Linien stellen den Randbereich der Hochlage des Salzstocks dar [nach LBEG Niedersachsen, NIBIS Kartenserver]. Die grüne Linie zeichnet die Hauptstörung des präquartären Untergrundes nach [Karte des präquartären Untegrundes SH 1:200.000]. Die roten Linien markieren die per Google Earth und in den topografischen Karten des `Landwirtschafts- u. Umweltatlas SH` und Gewässertiefen-Karten (LLUR), sowie zahlreich auch vor Ort gefundenen Gelände-Depressionen: Erdfälle, Dolinen, Subrosionszonen (aber auch Sölle, Mergelkuhlen, Schönungsgräben, Regenrückhaltebecken etc.). Mit `Kreis` gekennzeichnet sind sowohl die vom Geologischen Landesamt SH (LLUR) bestätigten als auch die von mir gemutmaßten, großen bis kleinsten Erdfälle u. Dolinen, sowie markante Subrosions-Senken (sowie in dieser Darstellung 2 ausgeprägt tiefe Kolke in der Trave). `Stern` kennzeichnet die prominentesten Geländekuppen, `Pfeil nach unten` die max. Gewässertiefen. Mit der weißen Linie ist der Verlauf der Trave gekennzeichnet, hellblau steht für Entwässerungsgräben, Bäche und Kleingewässer. `kl. Kreis mit schw. Punkt` kenzeichnet Auffälligkeiten im Pflanzenwuchs über mind. 2 Jahre (ermittelt durch Vergleich des "historischen" Kartenmaterials von GoogleEarth).