"Von dieser Vertiefung aus hatte man 1952 einen etwa 15 m tiefen Schacht abgeteuft. Auf diese Weise wollte man den hier
unten liegende Gips abbauen. Wegen Unrentabilität stellte man jedoch schon nach wenigen Monaten die Gipsgewinnung wieder ein." (Rundgang um den großen Segeberger See,
http://www.segeberg.info/sp_103-rundgang-grosser-segeberger-see-sta.htm)
x
Auszug aus "Die Kalkkuhlen von Stipsdorf und ihre Geschichte" von Dr. Jürgen Hagel (Heimatkundliches Jahrbuch für den Kreis Segeberg 1999, S. 87 ff.):
Abb.3 Abb.2
/ am Kalkhausberg
jüngste Entwicklung:
Am 22.5.13 nach zuvor vom Geologischen Landesamt niedergebrachten Untersuchungsbohrungen und nach lang anhaltendem, ergiebigem Regen quilt ein handteller großer Batzen hellbeiger, kalkhaltiger Ton (Lehm-Ton, lt) mit hohem Wasseranteil aus dem Boden des Erdfalls. s.u.
Am 30.5. nach weiteren lang anhaltenden starken Regenfällen ist das Volumen des hervorgetretenen Tons auf ca. 2L gewachsen (Konsistenz inzwischen etwas fester als am 22.5.)
Es sind noch wenigsten zwei weitere Punkte im näheren Umkreis zu finden, an denen gleiches geschieht.
aktuell:
Der Profilschnitt verläuft vom östlichen tiefsten Punkt im Nordbecken des Großen Segeberger See (-12m) durch die Kalkkuhlen
des Kalkhausberg über Apfelgarten zu einem Ausläufer des Moosberg hin mit der Ausrichtung WNW-OSO und umfasst eine Länge von 1,3km. Der Winkel beträgt 122° Nord. Die Ausrichtung des
Anhydrit/Salz-Profils von der Fiskalischen Bohrung 2 zur Spülbohrung von November 2012 ist dazu um +29° ausgelenkt und beträgt 151°Nord (`Fisk.Bohr2` befindet sich also hinter und
`Spülbohr.11/12` vor der Schnittebene). Die Gelände-Höhen und Bohrtiefen sind um den Faktor 2,2 überhöht dargestellt. Die Tiefenangaben zu den Bohrungen beziehen sich auf die Geländeoberkante
(GOK). Die Linien in Orange und Schwarz beziehen sich auf den Hauptanhydrit (A3), oben Gips und darunter unvergipster Anhydrit. Die rote Linie stellt den Salzspiegel dar. Ob es sich dabei um Na2
(Straßfurt-Steinsalz) oder um Na3 (Leine-Steinsalz) handelt, geht aus den öffentlich zugänglichen Quellen nicht hervor. Des weiteren ist das Profil im Besonderen auch in Bezug auf den
Grundwasserspiegel, welcher als horizontale Fortsetzung des Wasserspiegels (blau) des Großen Segeberger Sees gezeichnet ist, sehr vereinfacht dargestellt. Die in der topografischen Karte mit
blauen Pfeilen und im Profilschnitt mit roten Punkten gekennzeichneten Geländepunkte zeigen z.Zt. ablaufende neue Erdfallbildungen an. Interressant ist das Schwinden von Spüllösung (Wasser) beim
Bohrvorgang 11/12, was vom LLUR als Hinweis auf wasserleitende Klüfte im Gips/Anhydrit gedeutet wird.
Wenn man nun das Volumen der dortigen großen Erdfälle überschlägt, kommt man auf eine Größenordnung von etwa 30.000m³ Erdreich, welches auf einer Länge von etwa 700m in den
Untergrund gesunken ist. Die Kalkberghöhle hat dazu im Vergleich ein Volumen von 23.000m³ auf einer Länge von etwa 300m. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass diese durch Verkarstung
gebildeten und wohl ausschließlich im Wasser stehenden Hohlräume zum größten Teil durch Suffosionsvorgänge natürlicherweise verfüllt worden sind. Wenn man diesen Vergleich aber noch weiter führt
und bedenkt, dass die Kalkhausberg-Scholle (Khb-S.) sich im Geländerelief mit der fast vierfachen Fläche der Kalkbergscholle (Kb-S.) ausdehnt und man weiterhin annimmt, dass die Quellen am Grund
des Großen Segeberger See von dort gespeist werden, bleibt Raum für weitergehende Spekulationen. So hängt letztlich die Geschwindigkeit und somit der Umfang und auch die Tiefe der Verkarstung von
der Fließrichtung und den Durchflussmengen und somit der Austauschrate der durch versickernde Niederschläge gespeisten Kluftwässer ab. Kommt es periodisch bei Starkregenereignissen und
Schneeschmelzen zu weitgehenden Durchspülungen und somit regelmäßig zu einem Austausch des Kluftwassers, kann man wohl von einem sehr umfangreichen und auch in größere Tiefe greifenden
Höhlenbildungsprozess ausgehen. Dieser
wird aber im vergipsten Bereich der Scholle von einem stetigen Verbruchprozess begleitet (Inkasion). Denkbar ist jedoch auch eine Serie bis an die Oberfläche durchgepauster Verbruchereignisse im
Anhydrit direkt über dem subsidierten Salzspiegel.
Ob der Karstuntergrund der Khb-Scholle mit dem des nahen Seegrundes wirklich in Verbindung steht, ließe sich durch Schluckversuche in einigen der großen Erdfälle unter Verwendung von Fluoreszenztracern und einer anschließenden, längerfristigen Überwachung der über die Rönnau abfließenden Wässer des Großen Segeberger Sees bzgl. Anfluten der Tracerlösung nachweisen. Eine Erkundung des Seegrundes zum Auffinden der Quellbereiche müßte sinnvollerweise vorweg unternommen werden, um diese dann ebenfalls gezielt beproben zu können.
Am wahscheinlichsten und für das Ausmaß der dort in Zukunft zu erwartenden Geländeabsenkungen maßgeblich erscheint mir die Variante 3 (Kombination aus 1 und 2) zu sein. Abhängig von den periodisch auftretenden Mengen an versickernden Niederschlagswässern kehrt sich die Durchflussrichtung im oben gelegenen Gipskarst-Grundwasserleiter zeitweise um und verhindert damit ein Verschließen des Kluftsystems durch Sedimente (auch der vom Seegrund zurückfließenden). Somit werden die Wegsamkeiten für das aus dem Großen Segeberger See ins Kluftsystem drängende Wasser offen gehalten. Wenn also tatsächlich unter den Erdfällen des Kalkhausberg eine vertikale Wasserwegsamkeit bis hinunter zum Salzkarst-Grundwasserleiter angelegt ist und der dortige Aquifer die Salzlösung über die Ostflanke des Salzstocks ableitet, werden sich in diesem Bereich im Laufe der Zeit unter dem Anhydrit wohl recht große Salzkavernen gebildet haben, deren Volumen sich auch fortlaufend erweitert.
Erdfall‐Prozessmodell‐Skizze für Erdfälle über oberflächennahen Salzstöcken (white paper - LIAG `Rahmenpapier Erdfälle`)