7.1.2016

Die Höhle `atmet`

Der Nachweis eines bisher nur vermuteten Durchganges zur Kalkberghöhle, der nur für Fledermäuse passierbar im Bereich des Antritts der Treppe zum ehemaligen Bergschlösschen ist nun durch eine vergleichende Reihe relevanter Messwerte bei zusätzlicher Verwendung einer Wärmebildkamera gelungen. Diese kurze Abhandlung ist n.a. Grundlage und dient als Referenz für die Untersuchungen der Kampagnen 4a+b:                                                                                                   x

Februar 2015

Bei Frost regelmäßig betautes Gestein über dieser Kluftspalte. Die Höhle atmet.
Bei Frost regelmäßig betautes Gestein über dieser Kluftspalte. Die Höhle atmet.
4.2.15
4.2.15
3.2.2015 mit `FLIR HS 324 Pro` Wärmebildkamera
3.2.2015 mit `FLIR HS 324 Pro` Wärmebildkamera
4.2.15  22:30
4.2.15 22:30

Sehr deutlich wärmere und feuchtere Luft kennzeichnet die ausziehenden Wetter bei stark gefallenem Luftdruck.

Auch bei steigendem Luftdruck reißt der Strom an `warmer`Luft bei niedrigen Außentemperaturen nicht ab. CO2 ist relativ erhöht. Vergleichende Messungen für Polonium218 (Zerfallsprodukt des Radon222 in der Uran-Zerfallsreihe) sollen noch folgen...

Auswertung & Diskussion

Das geogene Gas Radon bzw. sein mit einem geeigneten Messgerät nachweisbares Folgeprodukt Polonium218 (Zerfallsprodukt der Uran-Radium-Reihe, Alpha- u. Beta-Strahler, t1/2=3min) ist bei gegebener Witterungslage nicht oder kaum angezeigt. Erwartet wird eigentlich bei sinkendem Luftdruck ein markantes Ansteigen von Po218 (Entgasung des Porenraums der Höhlensedimente und  vor allem der zahlreichen Haarrisse des tieferen Felsgesteins). Allerdings ist auch bekannt, dass bei den regelmäßig im Winterhalbjahr auftretenden hohen Grundwasserständen im Berg die Radonentgasung vom Wasser weitgehend abgepuffert wird. Auch am 21.2.2015 um 13:00 wurde der Wert von 5,81Bq/m³ für Po218 (bei leichtem Wind aus West um 2Bft) nach Durchlaufen eines Luftdruck-Minimums (989,7mb 1/2Std. zuvor) nicht überschritten und reichte bei Weitem nicht an die Werte im Inneren der Höhle im Sommer heran (300-400Bq/m³, siehe auch Kampagne 4b). Hier erklären sich die niedrigen Werte an Po218 durch ein mehrwöchiges Bestehen dieser Wetterlage mit niedrigen Temperaturen um und unter 0°C. Wegen der im Folgenden aufgezeigten Durchströmung (Bewetterung) der Höhle mit Frischluft ist bei offenbar sehr niedrigen Exhalationsraten von Radon im tieferen Untergrund die Konzentration in der Höhlenluft entsprechend niedrig. Dennoch können, neben einem deutlich spürbaren Luftzug (hier sog. ausziehende Wetter) und dessen relativ höhere Temperatur gegenüber der Umgebungsluft, die regelhaft erhöhten Luftfeuchtewerte direkt in der Öffnung als Nachweis dafür angesehen werden, dass hier Höhlenluft austritt. Wenn es sich lediglich um ein Erwärmen der Umgebungsluft am natürlicherweise im Winter wärmeren Felsgestein handeln würde, müsste bei diesem Vorgang die relative Luftfeuchtigkeit sonst abnehmen. Die erhöhten Werte des offenbar geogen gebildeten CO2-Gases in der ausströmenden Luft bestätigen diesen Zusammenhang zusätzlich. Im Winter und besonders bei fallendem Luftdruck atmet sozusagen die Höhle an dieser Stelle aus. Genau genommen handelt es sich natürlich um eine Luftströmung, die durch in die tiefer gelegenen Öffnungen der Höhle (z.B. die Öffnungen in den Fledermausschutzbauten über dem Entdeckerloch und dem Höhleneingang) einfallenden kalten Luftmengen gespeist wird. Diese Luft wird in der Höhle auf die dort konstant herrschenden 9 bis 11°C erwärmt und nimmt dabei Feuchtigkeit auf. Im Bereich der untersuchten Öffnung, die sich über dem nördlichen Rand der Barbarossahalle und der Kapelle befindet, muss es also einen Hochbruch geben, der in einem offenen Kluftgang ausläuft. Dass aufgrund von Dichteunterschieden und dadurch bedingten Druckunterschieden wärmere Luft in der Kälteren aufsteigt, ist der Motor dieser winterlichen Luftströmung. Im Sommer wiederum konnte hier bei hohen Außentemperaturen eine umgedrehte Luftströmung, sog. einziehende Wetter, festgestellt werden (z.B. mit nassem Finger oder der Rauchfahne eines Räucherstäbchens). Mit einem Anemometer wurden an dieser Öffnung im August 2015 Strömungsgeschwindigkeiten bis etwa 1Meter pro Sekunde gemessen, während einem am Höhleneingang beim Öffnen der Türen ein deutlich spürbarer kühler Luftstrom entgegen bläst. Inwieweit dieser Zugang zur Höhle (und wohl auch noch weitere) heute von Fledermäusen genutzt wird, ist eine interessante Fragestellung, die durch Beobachtungen in den kommenden Schwärmphasen vielleicht beantwortet werden kann.

 

bekannte & dauerhafte Öffnungen Höhen (NN, gerundet)

 

bei Treppe Bergschlösschen

 

Einflug Entdeckerloch

 

Einflug Höhleneingang

 

 

[Niveau Höhlenboden

 

58m

 

51m

 

41,5m

 

 

37,5m]


DOSEman Pro,  Air CO2ntrol 3000, H560 DewPoint Pro u.  GTH 175/Pt
DOSEman Pro, Air CO2ntrol 3000, H560 DewPoint Pro u. GTH 175/Pt

 

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